Vielfalt als Chance begreifen

Die Stadtwerke Gießen haben die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Ziel ist es, Diversität fest im Unternehmen zu verankern.
 
Diversität steht in vielen deutschen Unternehmen weit oben auf der Agenda. Aus gutem Grund. Denn sie verbindet das menschlich Richtige mit dem wirtschaftlich Sinnvollen. Zahlreiche Studien belegen, dass Unternehmen, die vielfältig aufgestellt sind und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Diversität als positiven Wert anerkennen und leben, erfolgreicher sind. Sie können schneller auf Marktbedürfnisse reagieren, sind als Arbeitgeber attraktiver und haben nicht zuletzt eine zufriedenere Belegschaft.
Echte Diversität im Unternehmen zu etablieren, bedarf harter Arbeit. Es gilt, Strukturen zu schaffen, die Teilhabe ermöglichen, menschliche Vielfalt zulassen und letztlich auch aushalten. Diese komplexe Aufgabe gehen die Stadtwerke Gießen (SWG) jetzt systematisch an.
 
Die SWG für die Zukunft aufstellen
Die SWG brauchen jede Menge Spezialistinnen und Spezialisten, um ihre zahlreichen Aufgaben in der Daseinsvorsorge zu erfüllen – heute und in Zukunft. Folgerichtig legen die Verantwortlichen bereits jetzt einen Fokus auf die Personalpolitik. Und hier speziell auf ein strukturiertes Diversitäts-Management. Den Grundstein dafür haben die SWG mit der Unterzeichnung der „Charta der Vielfalt“ gelegt. Damit verpflichtet sich das Unternehmen, die Chancengleichheit für seine Beschäftigten zu überprüfen, sie wenn nötig herzustellen und aktiv zu fördern.
Spätestens im März 2025 soll das Diversitäts-Management bei den SWG stehen. Die dafür nötigen Vorarbeiten laufen schon, erste Workshops mit Beschäftigten haben bereits stattgefunden. „Wir beteiligen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz bewusst an diesem Prozess“, führt Jens Schmidt, der scheidende Kaufmännische Vorstand der SWG aus. Zum einen sorgen viele Köpfe für viele verschiedene Perspektiven und damit per Definition für mehr Vielfalt. Zum anderen erhöht ein solches Verfahren die Akzeptanz. Denn Diversität bringt natürlich auch Probleme mit sich. „Die Reibungsverluste, mit denen wir fest rechnen müssen, möchten wir gern auf ein Minimum reduzieren“, begründet Matthias Funk, Technischer Vorstand der SWG, das Vorgehen.
 
Im ersten Schritt gilt es zu prüfen, wie es um die Diversität bei den SWG bestellt ist. Beispiel Gleichbehandlung von Frauen und Männern: Ein Gender-Pay-Gap – also niedrigere Löhne oder Gehälter für Mitarbeiterinnen – ist aufgrund der geltenden Tarifverträge schlicht ausgeschlossen. Mit flexiblen Arbeitszeiten ermöglichen die SWG außerdem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Diese beiden Beispiele zeigen, dass bei den SWG zwar alle Dimensionen von Diversität – also Geschlecht, Alter, Religion, Nationalität, soziale Herkunft, körperliche und geistige Fertigkeiten sowie die sexuelle Orientierung – gleich wichtig sind, aber eben nicht gleich relevant. „Im Grunde dreht sich alles um zwei zentrale Gesichtspunkte: den respektvollen Umgang miteinander und die Sicherung der Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens in immer härteren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“, beschreibt Jens Schmidt die Situation.
Ein zentraler Aspekt ist natürlich die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Hier ist es das vorrangige Ziel, die SWG für möglichst viele potenzielle Bewerberinnen und Bewerber als Arbeitgeber attraktiv zu machen. Matthias Funk formuliert es so: „Die Zukunftsfähigkeit der SWG hängt entscheidend davon ab, wie gut es gelingt, Vielfalt zu leben, sie als Chance zu begreifen und ihr Potenzial auszuschöpfen.“
 
Möglichst viele Sichtweisen
Der entscheidende Vorteil einer auf Diversität basierenden Unternehmenskultur: Vielfalt bedeutet zwangsläufig zahlreiche verschiedene Blickwinkel. „Und auf genau die wird es künftig immer öfter ankommen. Denn die Anforderungen an Stadtwerke werden immer komplexer“, weiß Jens Schmidt. Diese Herangehensweise verdeutlicht, dass es beim Thema Diversität nicht nur um die Arbeitskraft an sich geht, sondern vor allem auch darum, wie gearbeitet und kommuniziert wird. „Unterschiedliche Sichtweisen und Lebenserfahrungen erweitern den Horizont und werden deshalb für Unternehmen künftig zu einer wertvollen Ressource“, ist Matthias Funk sicher. Das gilt auch für die Entwicklung von künftigen Produkten und Dienstleistungen. Denn immer diversere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter repräsentieren im Unternehmen die Lebensrealität von immer diverseren Kundinnen und Kunden. Das sollte es erleichtern, deren Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen und letztlich zu befriedigen – in Form von passenden Angeboten. „Diversität bei den SWG ist kein Lippenbekenntnis, sondern eine unternehmerische Notwendigkeit“, gibt Jens Schmidt zu bedenken. Deshalb verfolgen die SWG den eingeschlagenen Weg konsequent und stellen die Weichen für mehr Vielfalt im Unternehmen.

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