Preisentwicklung

Gaspreis folgt Ölpreis zeitverzögert

Die Finanzkrise lässt die Ölpreise fallen. Vor diesem Hintergrund erwarten viele Verbraucher, dass auch der Gaspreis zeitgleich sinkt. Auch die Stadtwerke Gießen AG (SWG) erhalten derzeit Beschwerden von Kunden, die eine sofortige Preissenkung beim Erdgas fordern. Schließlich, so die Kritik, werde von den SWG ja immer betont, dass der Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt sei. Bei dieser Forderung wird jedoch übersehen, dass der Gaspreis dem Ölpreis zwar folgt, allerdings mit einer zeitlichen Verzögerung.

 

SWG-Unternehmenssprecherin Ina Weller: „Wir können unsere Kunden gut verstehen, die sich eine schnelle Preissenkung beim Gas wünschen. Wir würden derzeit nichts lieber tun, als eine sofortige Preissenkung zu verkünden.“

 

Ölpreisbindung

Die Ölpreisbindung ist in allererster Linie in internationalen Lieferverträgen zwischen ausländischen Gasproduzenten und deutschen Importeuren geregelt. Sie garantiert den Produzenten auch langfristig einen wettbewerbsfähigen Preis für Erdgas, da dessen Preis an die Leitwährung für Energie, den Ölpreis, gekoppelt wird. Auch ohne vertraglich vereinbarte Ölpreisbindung wird sich der Gaspreis mittelfristig immer auch an der Höhe des Ölpreises orientieren, da Gas und Öl gegeneinander austauschbar sind. Das ist besonders gut in Großbritannien und den USA zu beobachten, in denen es keine Ölpreisbindung gibt: Auch hier orientiert sich der Erdgaspreis an den Ölpreisen.

 

Mechanismus der Ölpreisbindung

Auch in den Bezugsverträgen der SWG mit der Vorlieferantin E.ON Ruhrgas AG ist eine Ölpreisbindung nach der sogenannten 6/1/3-Regel enthalten. Das bedeutet: Um die Entwicklung des Erdgasbezugspreises zu ermitteln, wird in eine Preisänderungsformel der Durchschnitt aus den Ölpreisen von 6 Monaten eingesetzt, dabei gilt eine zeitliche Verzögerung von 1 Monat. Der errechnete Preis gilt dann 3 Monate. Die Erdgas-Bezugspreise der SWG ändern sich also vierteljährlich.

 

Durch diese Durchschnittsbildung und den Monat Zeitverzug wirkt die Ölpreisbindung zeitlich verzögert auf den Gaspreis. Im Frühjahr und Sommer 2008 haben die Gaskunden der SWG davon profitiert: Hier blieb der Gaspreis stabil, während die Ölpreise schon stark anstiegen.

 

Bei weiter fallenden Ölpreisen sinken auch die Gaspreise

Die im Zuge der Finanzkrise fallenden Ölpreise gehen über die geschilderte 6/1/3-Regel in die Erdgasbezugspreise ein. Derzeit wirken die hohen Preise aus der Phase vor der Finanzkrise durch die Durchschnittsbildung aber noch weiter. Sollten die Preise allerdings weiter sinken, so werden selbstverständlich auch die Gaspreise folgen. Denn die Ölpreisbindung wirkt mit der entsprechenden zeitlichen Verzögerung in beide Richtungen – nach oben und unten. So zum Beispiel im Jahr 2007. Hier haben die SWG zweimal die Preise wegen der Ölpreisbindung gesenkt: zum 01.01.2007 (Nettopreissenkung) und zum 01.04.2007.

 

EnergieKonzern

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