Mädchen machen MINT

Die Teilnehmerinnen des MINT Girls Camps erhielten alle ein Zertifikat und sie freuen sich gemeinsam mit den Verantwortlichen: (hintere Reihen v.l.) Jürgen Möller (Provadis), Andreas Roll (Sportjugend Hessen), Claudia Lorch (Firma Bender), Holger Weitzel (Firma Bender), Dr. Karl-Heinz Muth (Chemikum Marburg); (Reihe vorne links) Stephanie Schwesinger und (Reihe vorne rechts) Marie-Luise Busch (beide Sportjugend Hessen)

Das MINT Girls Camp steht für Förderung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Hessische Schülerinnen lernen unter anderem, ihre Berührungsängste mit klassischen Männerberufen abzubauen.

Gießen. Die traditionellen Geschlechterrollen auf dem Arbeitsmarkt verändern sich nur langsam. Das weiß auch Ruth Biehl-Franze, Ausbildungsverantwortliche bei den Stadtwerken Gießen (SWG): „Nach wie vor werden Mädchen eher Bürokauffrau oder Erzieherin, während Jungs wesentlich häufiger Maschinen reparieren oder Computer programmieren.“
Genau hier setzen Initiativen wie das MINT Girls Camp an. Organisiert vom Verein Sportjugend Hessen im Landessportbund Hessen sowie dem Unternehmen Provadis – Partner für Bildung und Beratung GmbH – können 20 Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren aus ganz Hessen eine Woche lang hinter die Kulissen von Berufen aus den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, kurz MINT, schauen. Dazu kommen sportliche Aktivitäten sowie ein gemeinsames Abendprogramm. Ziel der Initiative, die seit 2011 vom Land Hessen sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit finanziert wird, ist die deutliche Abschwächung der noch immer klaren Trennung in traditionelle Männer- und Frauenberufe.

Berührungsängste abbauen
Das diesjährige MINT Girls Camp fand vom 10. bis zum 14. Juli statt. Der Startschuss fiel in der Jugendherberge in Wetzlar, wo die jungen Frauen während des Girls Camps wohnten. Nach der Begrüßung am Montag bei den Stadtwerken Gießen erhielten die Mädchen Tipps zur Berufswahl von zwei Vertreterinnen der Agentur für Arbeit. Anschließend ging es in die „Erlebniswelt Metall“, in der die jungen Frauen selbst kreativ werden und mit den unterschiedlichen Metallwerkzeugen ein eigenes Werkstück herstellen konnten. An den weiteren Praxistagen besuchten die Mädchen das Chemikum und Provadis in Marburg sowie die Firma Bender in Grünberg.
Im Rahmen des Camps erhalten die Schülerinnen Gelegenheit, erste praktische Erfahrungen in den jeweiligen Ausbildungsberufen zu sammeln. „Das hilft ihnen dabei, die Scheu vor sogenannten typischen Männerberufen abzulegen“, erläutert Ruth Biehl-Franze.

Fachkräftemangel entgegenwirken
Zum Abschluss des Camps fanden sich die Teilnehmerinnen am Freitag, den 14. Juli noch einmal im Ausbildungszentrum der Stadtwerke ein, wo sie Zeit zum gemeinschaftlichen Austausch der Erlebnisse der vergangenen Woche hatten. Fragen zu Bewerbung und Ausbildung konnten noch einmal einer Vertreterin der Agentur für Arbeit und den Azubis der SWG gestellt werden.
Am Nachmittag begrüßte Matthias Funk, Technischer Vorstand der SWG, die Mädchen und ihre Eltern im Hauptgebäude der Stadtwerke Gießen. Im Anschluss präsentierten die jungen Frauen ihren Eltern sowie Vertretern der beteiligten Unternehmen ihre Erfahrungen sowie die eigenhändig gefertigten Werkstücke.
„In Zeiten drohenden Fachkräftemangels müssen wir verstärkt die vielen jungen klugen Köpfe fördern, um ihnen eine berufliche Perspektive in den typischen MINT-Berufen zu eröffnen“, betonte Matthias Funk. Schon heute fehlen in Deutschland in den Berufen mit technischem, mathematischem oder naturwissenschaftlichem Hintergrund so viele Arbeitskräfte wie nie zuvor. Und Experten erwarten, dass sich dieses Problem in den kommenden Jahren noch verschärft. „Gerade deswegen ist es so wichtig, junge Frauen zu ermutigen, ihre Berufswahl nicht von gängigen Rollenklischees abhängig zu machen. Genau das leistet das MINT Girls Camp“, erklärt der Technische Vorstand der SWG abschließend.

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