Fernwärmeverbindung der besonderen Art

Eine Bohranlage zieht die Fernwärmeleitungen und Leerrohre unter der Lahn hindurch.

Zwischen dem Leimenkauter Weg und dem Wißmarer Weg verlegen die Stadtwerke Gießen derzeit eine weitere, deutlich kürzere Fernwärmeleitung von den Erzeugungsanlagen im Westbad zu den zahlreichen Kunden in der Nordstadt. „Mit dieser Baumaßnahme erhöhen wir die Versorgungssicherheit und verbessern gleichzeitig die Effizienz des Netzes“, erläutert Matthias Funk, Leiter der Wärmeversorgung der SWG. Das Besondere an diesem Projekt: Die neue Trasse verläuft unter der Lahn hindurch – und zwar an der Stelle, wo die Stadt Gießen anlässlich der Landesgartenschau eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke errichten lässt.

Mehrfachbohrung unter der Lahn
Die einzig sinnvolle Methode, um die beiden mehr als 30 Zentimeter dicken Fernwärmerohre unter der Lahn hindurchzuführen – Experten sprechen von einem Düker –, ist das Spülbohrverfahren. Ein steuerbarer Bohrer frisst sich von einem Kopfloch durch den Boden zu einem zweiten Kopfloch auf der anderen Seite des Flusses und kleidet die Wandung mit einem Tonschlamm aus. Dieses sogenannte Betonit dient als Schmiermittel und stabilisiert die Bohrung.
Bereits am 18. April begann die von den SWG beauftragte Spezialfirma damit, sich mit kleineren Bohrköpfen durch das Erdreich zu fräsen und den Durchlass nach und nach auf den vorgesehenen Durchmesser von 90 Zentimetern aufzuweiten. Insgesamt sieben Durchgänge waren nötig, bis am Freitag, dem 27. April die Bohranlage das Leitungssystem unter der Lahn hindurchziehen konnte.
Neben den beiden Fernwärmeleitungen ließen die SWG auch einige Leerrohre, etwa für Datenkabel verlegen. Den Grund erläutert Matthias Funk: „Das ist wahrscheinlich für Jahrzehnte unsere letzte Chance. Und die Erfahrung lehrt uns, dass wir diese Leerrohre früher nutzen, als wir uns heute vorstellen können.“

Großer logistischer Aufwand

Allein die Fernwärmeleitung hat auf die insgesamt 140 Meter Länge ein Gewicht von knapp 9,3 Tonnen. Dazu kommt das Gewicht des Bohrkopfs und der Leerrohre.
Derartige Ausmaße erfordern einen enormen logistischen Aufwand, der sich jedoch lohnt – nicht nur für die SWG. Die neue Fernwärmeleitung ist ein wichtiger Schritt in Richtung zu mehr Energieeffizienz. Denn sie verkürzt die Strecke zwischen den Erzeugungsanlagen im Westbad zu den Abnahmestellen der Kunden in der Nordstadt auf etwa die Hälfte. Das reduziert die Transportverluste und die Versorgungssicherheit steigt. Außerdem: Je verzweigter das Fernwärmenetz ist, desto besser können die Stadtwerke Gießen ihre Erzeugungsanlagen steuern und desto effizienter gestaltet sich die Wärmeproduktion. Das bedeutet, dass die SWG künftig weniger Primärenergie einsetzen müssen, um ihre Kunden mit Wärme zu versorgen. Und das spart nicht nur Geld, sondern schont auch die Umwelt.

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