Energiewendeprojekt in Heuchelheim

Beim Spatenstich zum Bau der Biogasanlage in Heuchelheim (von links): Dr. Manfred Ehlers und Ulrich Stöber, Gemeindevorstände in Heuchelheim (beide ohne Spaten hinten), Lars Burkhard Steinz, Bürgermeister von Heuchelheim, Reinhard Paul, Technischer Vorstand SWG, Dr. Christiane Schmahl, Kreisbeigeordnete Landkreis Gießen, Matthias Funk, Leiter Wärmeversorgung SWG, Matthias Fink, Geschäftsführer Mit.Bio Biogasanlage Heuchelheim, Hans und Nils Klug, Landwirtschaftlicher Betrieb Klug, Stefan Seibel, Projektleiter SWG (ohne Spaten hinten)

Am 12. Juni fiel der Startschuss zum Bau der neuen Biogasanlage in Heuchelheim. Vertreter des Landkreises Gießen, der Gemeinde Heuchelheim und der Stadtwerke Gießen (SWG) feierten den offiziellen Spatenstich. Noch in diesem Jahr wollen die SWG die Anlage in Betrieb nehmen.

Dezentral und regenerativ lauten zwei der wichtigsten Attribute, durch die sich Stromerzeugung und Stromversorgung künftig noch stärker als heute auszeichnen sollen. Nur auf Fotovoltaik- und Windkraftanlagen zu bauen, hält Reinhard Paul, Vorstand der Stadtwerke Gießen (SWG), jedoch für den falschen Weg und versichert: „Wir benötigen weiterhin Erzeugungsarten, die grundlastfähig sind und sich gleichzeitig durch eine positive Umweltbilanz auszeichnen.“ Außerdem weist er darauf hin: „Auch die Bundesregierung ist überzeugt, dass sich die Herausforderung Energiewende nicht allein mit Wind und Sonne meistern lässt. Deshalb hat sie die Marschroute vorgegeben, den Anteil der elektrischen Energie aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) bis 2020 auf 25 Prozent des bundesweiten Strombedarfs zu erhöhen.“
Eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit der KWK soll auch die regionale Biogasproduktion spielen. Das Motto lautet: vorhandene Ressourcen vor Ort nutzen, statt ausschließlich auf Brennstoff aus dem Nahen Osten oder Russland zu setzen. Mit der äußerst effizient laufenden Biogasanlage in Großen-Buseck belegen die SWG, dass dieses Modell erfolgreich funktioniert. „Das Potenzial, Strom und Wärme mit Biogas aus der Region zu erzeugen, wollen wir im Landkreis Gießen bald auch an einem weiteren Standort ausschöpfen“, unterstrich Matthias Funk, Leiter der Abteilung Fernwärme bei den SWG, nach dem Spatenstich zum Bau der neuen Biogasanlage in Heuchelheim am 12. Juni.

Anlage auf Effizienz getrimmt
Beim feierlichen Baustart am vergangenen Mittwoch erklärte Dr. Christiane Schmahl, Kreisbeigeordnete des Landkreises Gießen: „Projekte wie die Biogasanlage in Heuchelheim tragen dazu bei, die Energiewende voranzutreiben und klimaschädliches CO2 einzusparen. Darüber hinaus erhöhen sie die Wertschöpfung vor Ort, wodurch die Region zusätzlich profitiert.“
Zur Biogasproduktion werden nach Fertigstellung der Anlage Rindergülle und Rindermist aus dem Betrieb der ansässigen Landwirte Torsten und Hans Klug sowie Gras- und Maissilage eingesetzt – im Verhältnis 60 zu 40. Der Bedarf an den Mais- und Graspflanzen zur Vergärung erfordert laut Aussage der Landwirte jedoch nicht, die jeweiligen Anbauflächen für die Pflanzen großflächig auszuweiten. Damit entkräfteten sie Argumente von Skeptikern, die oftmals auf den mutmaßlichen Zusammenhang zwischen einer verstärkten Biogasproduktion und einem Anwachsen von Monokulturen hinweisen.
Reinhard Paul machte außerdem deutlich: „Bei der Planung der Anlage haben wir zahlreiche Kriterien berücksichtigt, die den Ausschlag für eine positive Umweltbilanz geben: Anfahrts- und Lieferwege sowie der optimale Mix der Biomasse für den Standort Heuchelheim spielten dabei eine Rolle.“ Zudem arbeiten die SWG bei ihren Biogasprojekten mit der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) zusammen. „Gemeinsam mit der THM optimieren wir die Gärprozesse und erzielen dadurch eine noch höhere Effizienz“, erläuterte Paul.

Mehr als 2 Millionen Kilowattstunden jährlich
Mithilfe des Biogases wird ab Ende 2013 ein Blockheizkraftwerk (BHKW) auf dem Gelände mehr als 2 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr erzeugen – ausreichend für den Bedarf von etwa 600 Haushalten. Weiterhin produziert das BHKW nach dem KWK-Prinzip über 3 Millionen kWh Wärme jährlich. Das reicht aus, um rund 160 Einfamilienhäuser in der Umgebung mit regenerativer Energie aus der Region zu versorgen. Geplant ist ein Anschluss der KWK-Anlage ans Fernwärmenetz der Firma Rinn & Cloos sowie ans Wärmenetz des Baugebietes nahe des Schwimmbads Heuchelheim.
„Wir freuen uns, bald einen noch größeren Teil des Strom- und Wärmebedarfs in unserer Gemeinde mit klimaschonender Energie zu decken und als eine Art Vorbild für andere Kommunen im Landkreis Gießen zu dienen“, betonte Lars Burkhard Steinz, Bürgermeister von Heuchelheim, nach dem Spatenstich.
Auch künftig wollen die SWG Projekte wie in Heuchelheim mit Städten und Gemeinden umsetzen, um die Energiewende in der Region voranzutreiben. „Unsere Erfahrungen im Bereich KWK reichen bereits einige Jahrzehnte zurück und unsere Ausrichtung, auf eine dezentrale Erzeugung zu setzen, hat sich als richtig erwiesen“, betonte Matthias Funk. Biogas hält er für einen tragenden Baustein im Fundament dieser Strategie. Reinhard Paul verwies allerdings darauf: „Biogas gehört zu unserem Energiemix – jedoch ist der Brennstoff nur ein Teil. In dem Maßstab, wie wir ihn einsetzen, ist er absolut sinnvoll – aus wirtschaftlicher Sicht und im Interesse der Bevölkerung in der Region Mittelhessen.“

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