Energiewende zum Anfassen

Matthias Funk, Leiter Wärmeversorgung bei den Stadtwerken Gießen, erläutert den Besuchern die Funktionsweise der Biogasanlage in Heuchelheim.

Seit November 2013 produziert in Heuchelheim die hocheffiziente MIT.BIO Biogasanlage klimafreundlichen Strom und Wärme. Beim Tag des offenen Hofes am vergangenen Sonntag nutzten Tausende Besucher die Gelegenheit, um sich selbst ein Bild von diesem Meilenstein der regionalen Energiewende zu machen – darunter auch Vertreter von Bauernverbänden und aus der Politik.

Am Sonntag, den 15. Juni herrschte reger Besucherverkehr auf dem Hof von Hans und Thorsten Klug in Heuchelheim. Mehr als 3000 Interessierte – darunter viele Familien – verschafften sich einen Eindruck vom Arbeitsalltag der beiden Landwirte. Der Bauernverband Gießen/Wetzlar/Dill e.V. und die Familie Klug hatten zu diesem Tag des offenen Hofes eingeladen. „Wie genau ein moderner Landwirtschaftsbetrieb funktioniert, wissen wohl die wenigsten. Heute bieten wir wieder die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu blicken und Fragen zu stellen“, erläuterte Manfred Paul, Vorsitzender des Bauernverbandes Gießen/Wetzlar/Dill e.V.
Kinder, Jugendliche und Erwachsene erfuhren unter anderem, wie Nutztiere leben, welche Maschinen Landwirte einsetzen und wo regional produzierte Nahrungsmittel – Energielieferanten für den Körper – wachsen.
„Manche Menschen haben nur noch wenig Bezug zur Landwirtschaft und übertragen die Haltung von Haustieren eins zu eins auf die von Nutztieren“, erklärte Manfred Paul. „Im Fernsehen wird leider oft ein verzerrtes Bild der Landwirtschaft gezeichnet.“
Das Thema Energie spielte beim Tag des offenen Hofes in einer anderen Hinsicht ebenfalls eine besondere Rolle. Denn Hans und Thorsten Klug sind gemeinsam mit den Stadtwerke Gießen (SWG) Gesellschafter der MIT.BIO Biogasanlage Heuchelheim GmbH. Wer schon immer wissen wollte, wie die Biogasproduktion funktioniert und welche Technik dahintersteckt, konnte sich am vergangenen Sonntag von Experten aufklären lassen.
 
Klimaschonende Energie aus der Region
„Um die Energiewende in Mittelhessen voranzutreiben, bauen wir auf unterschiedliche Ressourcen, die wir ausgewogen und im jeweils sinnvollen Maß einsetzen wollen. Die Biogasanlage in Heuchelheim zählt zu den besten Beispielen“, unterstrich Regierungspräsident Dr. Lars Witteck beim Tag des offenen Hofes. Dem stimmte Heuchelheims Bürgermeister Lars Burkhard Steinz zu und hob den Vorbildcharakter des Projekts hervor: „Mithilfe der neuen Anlage decken wir einen Teil unseres Strom- und Wärmebedarfs direkt vor Ort – auf klimaschonende Weise und mit Energieträgern aus der Region. Ein bedeutender Schritt hin zu einer CO2-neutralen Versorgung für unsere Kommune.“
Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) auf dem Gelände der Anlage nutzt das Biogas als Brennstoff. Jährlich erzeugt es mehr als 2 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom – genug für rund 600 Haushalte. Gleichzeitig produziert das BHKW jedes Jahr über 3 Millionen kWh Wärme, was etwa dem Bedarf von 160 Einfamilienhäusern entspricht. Unter anderem speist das Blockheizkraftwerk in das bereits bestehende Wärmenetz im Bereich des Heuchelheimer Schwimmbads ein und liefert Heizenergie an die Firmen im Gewerbegebiet Rinn & Cloos.

Ausgereiftes Konzept
Etwa 1600 Tonnen Kohlendioxid wird die Biogasanlage jedes Jahr einsparen. Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb sie in Sachen Nachhaltigkeit punktet. Weitere wichtige Aspekte: kurze Anfahrts- und Lieferwege sowie ein optimaler Mix der eingesetzten Biomasse mit hohem Gülleanteil. „Von Beginn an haben wir das Projekt so geplant, dass der Betrieb mit den vor Ort vorhandenen Ressourcen möglich ist. An der Konzeption hat unter anderem die Technische Hochschule Mittelhessen mitgearbeitet. So ist es gelungen, die Gärprozesse zu optimieren und eine ausgezeichnete Energieausbeute zu erzielen“, unterstrich Reinhard Paul, technischer Vorstand der Stadtwerke Gießen. Landwirt Thorsten Klug führte weiter aus: „Aufgrund der Lage direkt auf unserem Hof entfallen lange Anfahrtswege und eine Geruchsbelästigung bleibt aus. Für unsere Arbeit als Landwirte entsteht zudem ein weiterer Vorteil: Gärreste können wir künftig als natürlichen Dünger verwenden.“
Heinrich Heidel, Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes, erklärte, dass der Tag des offenen Hofes hinsichtlich der Biogasproduktion eines ganz deutlich zeigte: „Sie lässt sich optimal in einen landwirtschaftlichen Betrieb integrieren und ist ein großer Gewinn in puncto Klimaschutz, wenn ein ausgefeiltes Konzept dahintersteckt wie hier in Heuchelheim.“

EnergieKonzern

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