Energiemarkt in Bewegung

Seit einigen Wochen geben die Börsenpreise für Strom und Gas nach. Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Gießen profitieren bereits von dieser Entwicklung.

 

 

Zahlreiche Medien berichteten in den vergangenen Tagen und Wochen über eine durchaus positive Entwicklung: Die Zeiten astronomisch hoher Preise für Energie scheinen überwunden. Das jedenfalls lassen die aktuellen Börsenkurse für Strom und Erdgas vermuten. Sie sanken spürbar und pendeln sich derzeit in einer Größenordnung ein, die Expertinnen und Experten auch schon vor Beginn der Krise beobachten konnten – nicht über einen längeren Zeitraum, aber immer einmal wieder.

 

Die Fachleute der Stadtwerke Gießen (SWG) verfolgen diese Entwicklung bereits seit Anfang des Jahres genau und haben schon gehandelt. „Wir folgen der Marktentwicklung. Genau so, wie wir es immer tun. Das bedeutet, dass wir unsere Preise senken, sobald es die Beschaffungssituation zulässt“, erklärt Jens Schmidt, Kaufmännischer Vorstand der SWG. Tatsächlich zahlen Kundinnen und Kunden der SWG seit dem 1. Mai deutlich weniger für Strom. Die Senkung der Gaspreise ist bereits kommuniziert und steht zum 1. Juli an. „Damit liegen wir sowohl beim Strom als auch beim Erdgas unter den Preisbremsen“, präzisiert Jens Schmidt.

 

Ein paar Hintergründe

Die aktuelle, durchaus positive Preisentwicklung hat verschiedene Ursachen. „Von entscheidender Bedeutung war sicher der milde Winter“, weiß Olaf Volkmer, Leiter Energieeinkauf & -handel. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der sparsame Umgang mit Erdgas in der kalten Jahreszeit. Denn der wirkt jetzt nach und trägt wesentlich dazu bei, dass Erdgas wieder günstiger wird. Nur dank der massiven Reduktion des Verbrauchs in Industrie und Haushalten waren die Erdgasspeicher im vergangenen April mit etwa 64 Prozent noch gut gefüllt – im Gegensatz zu knapp 25 Prozent im April 2022. Aktuell sind die Speicher schon zu etwa drei Vierteln voll. Und genau das beeinflusst die Preise. „Deutschland muss in diesem Sommer entgegen der zu Recht vorsichtigen Einschätzung nicht so viel teures Flüssiggas beschaffen wie befürchtet, um den Lagerbestand für den kommenden Winter aufzufüllen“, führt Olaf Volkmer weiter aus.

 

Fachleute rechnen damit, dass die deutschen Gasspeicher bereits im September ihre maximalen Füllstände erreichen. Anders als noch vor Jahresfrist, als Russland seine Gasexporte sukzessive bis auf null reduzierte, bedarf es dazu aus heutiger Sicht keiner außergewöhnlichen Anstrengungen – weder organisatorischer noch finanzieller Art. „All das wirkt sich direkt auf die Verfügbarkeit von Gas aus und damit auf dessen Preis“, erklärt Olaf Volkmer den Zusammenhang und ergänzt: „Im Grunde ernten wir als Gesellschaft jetzt die Früchte unserer gemeinsamen Bemühungen im letzten Winter.“

 

Beim Strom verzeichnen die Energiehändler ebenfalls einen Abwärtstrend bei den Börsenkursen. Ihr Nachgeben liegt an der nach wie vor engen Verbindung von Strom- und Gaspreis. Stichwort Merit Order. Wegen dieses Prinzips haben hierzulande günstigere Erzeuger Vorrang vor teureren. Damit einher geht aber auch, dass das teuerste noch produzierende Kraftwerk den Preis bestimmt. Weil der begehrte Brennstoff speziell am Spotmarkt wieder zu vernünftigen Preisen erhältlich ist, haben mit Erdgas betriebene Kraftwerke solche, die mit Steinkohle Strom erzeugen, praktisch aus dem Markt gedrängt. „Derzeit können Gaskraftwerke preislich sogar wieder mit Braunkohlekraftwerken konkurrieren“, weiß Olaf Volkmer.

 

Vorsichtiger Optimismus

Olaf Volkmer – und mit ihm viele Expertinnen und Experten – gehen davon aus, dass sich die Lage weiter entspannt. Ob diese Entwicklung aber anhält und wie lange, kann indes niemand seriös vorhersagen. Ein gewisses Risiko bleibt. Denn die Verwerfungen im Energiemarkt haben sich längst nicht normalisiert. Darüber sollte auch die Tatsache nicht hinwegtäuschen, dass Deutschland seine Bezugsquellen für Erdgas im vergangenen Jahr deutlich diversifiziert hat. „Die Momentaufnahme stimmt positiv. Aber ein wirklich kalter und langer Winter kann die Situation schnell verändern“, gibt Olaf Volkmer zu bedenken. Deshalb gilt nach wie vor die Alarmstufe des Notfallplans Gas.

Aus genau diesem Grund bleibt das Gebot, Energie zu sparen, auf absehbare Zeit bestehen. Schon allein, weil Energie nach wie vor deutlich mehr kostet als vor der Krise – und wohl auch teurer bleibt. Ein ebenso gutes Argument fürs Sparen ist, dass weniger Nachfrage üblicherweise günstigere Preise nach sich zieht. In den vergangenen Monaten entfaltete dieses uralte marktwirtschaftliche Prinzip seine Wirkung wie aus dem Lehrbuch. Es spricht alles dafür, dass es sich auch im kommenden Winter bewährt. Das gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus: „Wie auf die Marktregeln ist auch auf die SWG Verlass. Wir werden auch in Zukunft unseren Kundinnen und Kunden faire Preise bieten“, verspricht Jens Schmidt.

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