Die regionale Energiewende funktioniert: Ein Jahr Biogasanlage in Großen-Buseck

Vor einem Jahr ging die erste Biogasanlage der SWG in Betrieb. Nun haben die SWG die Leistungsdaten ausgewertet und fühlen sich bestätigt. Die moderne Modellanlage liegt bei allen wichtigen Parametern über dem Bundesdurchschnitt.

Das Experiment Biogas ist geglückt, so lassen sich die Erfahrungen der Stadtwerke Gießen nach dem ersten Betriebsjahr der Biogasanlage in Großen-Buseck auf den Punkt bringen. „Wir haben die Werte unserer Anlage mit denen von 61 anderen Biogasanlagen in Deutschland verglichen“, sagt Projektingenieur Stefan Seibel von den SWG. Die Auswertung zeige bei allen wichtigen Parametern überdurchschnittlich gute Werte. So produziert die SWG-Anlage seit einem Jahr aus Gülle und pflanzlicher Biomasse durch Vergärung erst klimaneutrales Biogas und daraus anschließend rechnerisch Strom für 400 und Wärme für 130  Haushalte. Zudem versorgt die Biogasanlage eine Schule und ein Schwimmbad mit Energie. Die für die energieeffizienten Betrieb so wichtige elektrische Auslastung lag dabei während der vergangenen zwölf Monate bei 92 Prozent und damit deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 85 Prozent. Bei der thermischen Nutzung, welche die Verwendung der entstehenden Wärme bezeichnet, erreicht die SWG-Anlage mit 83 Prozent sogar den im Bundesvergleich höchsten Wert. „Von den 61 von der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe in einer Studie erfassten Biogasanlagen erreichte die beste bislang lediglich 67 Prozent. Wir sind mit unserer Anlage in Großen-Buseck also schwer rekordverdächtig“, freut sich Stefan Seibel. Insgesamt lief die Anlage der Stadtwerke im Zeitraum der vergangenen zwölf Monate erheblich mehr als 8000 Stunden, der Referenzwert liegt hier im Mittel noch unter 7500 Stunden.
„Mit unserer ersten Biogasanlage haben wir uns technisch gleich ganz vorn im Feld platziert und vor allem auch in Sachen Klimaschutz einiges bewegt“, erklärt der Leiter der SWG-Wärmeabteilung, Matthias Funk. „Allein im ersten Jahr haben wir durch den Einsatz von Biogas in Großen-Buseck den Gegenwert von 800000 Litern Heizöl oder 780000 Kubikmetern Erdgas ersetzt.“ Bezogen auf fossiles Heizöl bewirkte der Einsatz von klimaneutralem Biogas damit die Vermeidung von insgesamt rund 2000 Tonnen des Treibhausgases CO2. Die SWG hatten sich bereits im Jahr 2010 im Rahmen der „Charta für den Klimaschutz“ des Landes Hessen freiwillig zu einer erheblichen Reduktion klimaschädlicher Treibhausgase verpflichtet.
Zu diesem Erfolg beigetragen hat auch das nachhaltige Design der ursprünglich durch Ingenieur Besim Krasnici initiierten Anlage als relativ kleine Biogasanlage auf dem Hof des Landwirts Dietmar Klos. Weil man sich bei der Leistung absichtlich beschränkte, benötigt die Anlage nicht mehr Biomasse, als die Umgebung liefern kann. Das vermeidet unnötig lange Anlieferungsfahrten und somit Lärm sowie CO2-Emissionen durch Treibstoffverbrauch und weitere negative Effekte wie ausufernde Monokulturen von Mais oder ähnlichen Energiepflanzen im weiteren Umkreis um die Anlage. Zur Optimierung der Gärprozesse und damit der Energieausbeute haben zudem als wissenschaftliche Forschungspartner die Technische Hochschule Mittelhessen und die Justus-Liebig-Universität Gießen beigetragen.

Die Energiewende ist möglich – mit Know-how
„Die Energiewende geht – wenn man weiß wie“, sagt der Technikvorstand der SWG, Reinhard Paul. Erneut als richtig erwiesen habe sich die bereits seit Jahren von den SWG vorangetriebene Idee der dezentralen Energieerzeugung gepaart mit einem lokalen Wärmenetz zur effektiven Nutzung der bei der Stromerzeugung entstehenden Wärme. Reinhard Paul mahnte, dass nun auch der Gesetzgeber die Rolle der sogenannten Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) in vollem Umfang erkennen müsse. KWK sei technisch ausgereift. Außerdem verfüge man vielerorts bereits über die nötige Netzinfrastruktur – anders als bei vielen Alternativen, die diskutiert würden. Wärmenetze und Kraft-Wärme-Kopplung hätten somit das Potenzial, ein Leistungsträger der Energiewende zu sein, und dürften nicht länger stiefmütterlich behandelt werden. „Mit den positiven Erfahrungen, die wir in Großen-Buseck im Bereich klimaneutraleer Energieerzeugung auf Basis von Biogas gewonnen haben, werden wir in den kommenden Jahren hoffentlich noch einige weitere Projekte anschieben können“, skizzierte Reinhard Paul bereits die Energiestrategie der Stadtwerke Gießen für die kommenden Jahre. Vom erfolgreichen Beitrag zur Energiewende überzeugten sich auch der Busecker Bürgermeister Erhard Reinl und der Bauamtsleiter der Gemeinde, Eckhard Körber.

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