Die nächste Busfahrt besser planen

Die Gießener Stadtbusse sind naturgemäß unterschiedlich stark besetzt. Dank einer schlauen Software können die Stadtwerke Gießen prognostizieren, wann mehr oder weniger Fahrgäste in den verschiedenen Linien unterwegs sind.

Ausreichend Abstand zu anderen Personen ist eine der zentralen Hygieneregeln in Coronazeiten. Die gilt natürlich auch in öffentlichen Verkehrsmitteln. Um den für sich sicherzustellen, wäre es hilfreich, schon bei der Planung einer Fahrt zu wissen, ob ein Bus eher voll ist oder ob ihn sehr wahrscheinlich nur wenige Menschen nutzen. Genau diesen Service bieten die Stadtwerke Gießen (SWG) jetzt an. „Seit Anfang Mai zeigen wir unseren Fahrgästen stets aktuell, wie stark die einzelnen Linien ausgelastet sind“, erklärt Jens Schmidt, Kaufmännischer Vorstand der SWG.

Big Data im Hintergrund
Hinter dieser nützlichen Information stecken jede Menge Daten und deren schlaue Aufbereitung. Tatsächlich zählen die SWG schon seit einiger Zeit mit speziellen Sensoren, wie viele Personen sich wann in welchem Bus aufhalten. „Weil wir inzwischen über ausreichend Daten verfügen, sind wir in der Lage, relativ genau vorherzusagen, wann eine Linie stark oder eben weniger stark genutzt wird“, erklärt Jens Schmidt. Dieses Wissen stellen die SWG jetzt ihren Fahrgästen zur Verfügung – in Form einer übersichtlichen Grafik auf ihrer Website. In einer Matrix, die alle Buslinien und die Tageszeiten zeigt, lässt sich die prognostizierte Auslastung mithilfe einer Farbskala intuitiv ablesen. „Wer zeitlich flexibel ist, kann mit dieser Information einen Bus wählen, der genug Platz für reichlich Abstand bietet“, ergänzt Jens Schmidt.
Die Auslastungsprognose verbessert den Gießener Nahverkehr aber nicht nur im Hinblick auf den Infektionsschutz. Auch wenn alles wieder in den gewohnten Bahnen läuft, ist es unter Umständen ein nennenswerter Vorteil, die Zahl der Fahrgäste in einem Bus abschätzen zu können. Beispiel Einkauf: Wer mit dem Bus zum Shoppen in die Stadt fährt, um danach mehr oder weniger bepackt den Heimweg anzutreten, freut sich mit Sicherheit über einen Sitz und ausreichend Platz, um seine Taschen abzustellen, ohne andere zu behindern. In einer solchen Situation kann es sich durchaus lohnen, darüber nachzudenken, die Einkaufstour eine halbe Stunde früher oder doch besser zwei Stunden später zu starten. Oder vielleicht vor der Heimfahrt noch ganz in Ruhe einen Kaffee zu trinken. Weil sich nach dieser kleinen Pause die Zahl der Fahrgäste auf der benötigten Linie deutlich reduziert haben sollte. „Die Auslastungsanzeige ist ein echter Meilenstein für unseren städtischen Nahverkehr“, freut sich die in Gießen für das Thema zuständige Dezernentin Gerda Weigel-Greilich. „Wieder einmal sind die SWG ganz vorn mit dabei, wenn es gilt, sinnvolle Neuerungen einzuführen und damit den ÖPNV zukunftsfähig zu machen.“ Dies sollte sich mittelfristig auch positiv auf die CO2-Bilanz auswirken. Denn je attraktiver das Angebot, desto mehr Menschen steigen vom Auto auf den Bus um. Und das senkt den CO2-Ausstoß in der Region.

Für andere Verkehrsunternehmen verfügbar
Der Auslastungsprognose liegt die innovative Anwendung Vectura Analytics zugrunde. Sie entstand in einer Kooperation zwischen den SWG und den Data-Science-Experten des Beratungshauses Brodtmann Consulting. Das intelligente Programm markiert einen wichtigen Schritt in die Zukunft des Nahverkehrs – und das nicht nur in Gießen. Tatsächlich dürften schon viele Verkehrsbetriebe über die für eine Auslastungsprognose nötigen Daten verfügen. Denn Fahrgastzählsysteme gehören inzwischen zum Standard. Bleibt also meist nur, diese vorhandenen Informationen nutzbringend aufzubereiten. Genau dafür ist Vectura Analytics hervorragend geeignet. Marc Lammerding von Brodtmann Consulting formuliert es so: „Unsere Business Intelligence Software zur Analyse und Aufbereitung von Verkehrsdaten ermöglicht jedem Verkehrsunternehmen einen unkomplizierten und schnellen Einstieg in das Thema Datenanalyse. Über Anfragen und Diskussionen hierzu, neue Kontakte und Geschäftspartner freuen wir uns natürlich.“

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