360-Grad-Blick auf alle Straßenzüge

Die Stadtwerke Gießen (SWG) lassen alle Straßenzüge der Universitätsstadt mit einem speziellen Kamerasystem ablichten. Die so entstehenden Aufnahmen erleichtern die Arbeit bei den SWG immens.

Es ist wieder so weit: Wenn das Wetter mitspielt, rollt ab Dienstag, dem 4. Juni das Auto mit der nicht zu übersehenden Kamerakonstruktion auf dem Dach und der auffällig rot-weiß gestreiften Motorhaube durch Gießen. In diesem nunmehr vierten Durchgang nach 2012, 2015 und 2017 gilt es, aktuelle 360-Grad-Aufnahmen aller Straßenzüge anzufertigen. Den Auftrag dafür haben die Spezialisten der niederländischen Firma Cyclomedia von den Stadtwerken Gießen (SWG) erhalten.

Im Prinzip ähneln die Bilder aus der 360-Grad-Kamera denen von Google Streetview. Doch anders als der Internetgigant, stellt Cyclomedia die Daten nicht jedermann frei zur Verfügung. Im Gegenteil. Nur wenige Personen der SWG haben Zugriff auf die speziell für das Unternehmen angefertigten Aufnahmen. Und das aus gutem Grund. Denn bei den Rundum-Ansichten handelt es sich um eine hochprofessionelle Anwendung, die ihren Nutzern Vorteile in vielen Bereichen bietet. So zum Beispiel machen die auf den Monitor zu betrachtenden Bilder die Arbeit deutlich effizienter. „Seit wir Cycloramas – so nennt das Unternehmen seine speziellen Bilder – einsetzen, können wir viele Anfahrten und Vor-Ort-Begehungen einsparen“, führt Stefan Holl, bei den SWG für das Projekt verantwortlich, aus. „Etwa um uns einen Überblick für die Einrichtung einer Baustelle zu verschaffen. Oder um einen alternativen Standort für einen Verteilerkasten zu finden.“

Jetzt auch in umliegenden Kommunen
Anders als die Gießener Bürgerinnen und Bürger, die möglicherweise schon einmal ein Google- oder ein Cyclomedia-Fahrzeug in Aktion erlebt haben, dürften die meisten Menschen aus den umliegenden Orten eher selten in Kontakt mit der modernen Kameratechnologie gekommen sein. Doch die Chance dafür steigt schon bald. Denn: „Wegen der guten Erfahrungen in Gießen haben wir beschlossen, auch die anderen Ortschaften, in denen wir tätig sind, fotografisch erfassen zu lassen“, ergänzt Stefan Holl. Deshalb beginnen ab Mitte Juni die 360-Grad-Fotografen ihre Arbeit in den benachbarten Kommunen. Bis Mitte Juli ist das Cyclomedia-Auto in der näheren Umgebung um Gießen unterwegs. Von den aussagekräftigen Bildern könnten auch die befahrenen und abgelichteten Kommunen profitieren. „Gute Partner unterstützen sich gegenseitig“, beschreibt Ina Weller, Unternehmenssprecherin der SWG, die Idee dahinter. „Wenn Bedarf besteht, können sich die Verantwortlichen in den Rathäusern gern bei uns melden.“

Viel mehr möglich

Der Einspareffekt der Panoramabilder für die SWG ist schon jetzt enorm – und das, obwohl die Energieexperten noch nicht alle Möglichkeiten nutzen. Die von Cyclomedia eigens für diesen Zweck entwickelten Kameras der inzwischen zehnten Generation liefern extrem detaillierte Aufnahmen. Was es ermöglicht, sie problemlos in das geografische Informationssystem (GIS) der SWG zu integrieren. In diesem digitalen Planwerk dokumentieren die SWG all ihre Leitungen und Anlagen – gleich ob über oder unter der Erde. „Aber eben nur schematisch“, schränkt Stefan Holl ein. Kombiniert mit den Aufnahmen, die die gesamte Situation realistisch und detailgetreu darstellen, hätten die Ingenieure ein noch weit mächtigeres Werkzeug zur Hand. „Noch steht nicht fest, ob und wann wir die Bilder mit unserem GIS verschmelzen. Aber den Grundstein dafür haben wir schon einmal gelegt“, formuliert es Stefan Holl.

Privatsphäre gewahrt
Selbstverständlich hält Cyclomedia alle Vorschriften des Datenschutzes akribisch ein. Weil die Bilder nicht frei zugänglich sind, müssen – anders als bei Google – Fassaden nicht unkenntlich gemacht werden. Gesichter und Autokennzeichen verpixeln die niederländischen Spezialisten aber standardmäßig und absolut zuverlässig. Die Daten lagern auf Servern, die höchste Sicherheitsanforderungen erfüllen.

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